Seit Jahren, beginnend etwa mit der Einführung des Euro, verschlechterte sich die Einkommenssituation bei allen Taxi-Ruf Mitgliedern (Taxenhaltern) und deren angestellten Fahrern kontinuierlich und insgesamt dramatisch. Heute steht das Bremer Taxengewerbe quasi vor der Pleite. Leidtragende vergleichen die Situation mit dem Bild: „Das Kind ist in den Brunnen gefallen“
Weder beschäftigte Taxler noch selbstfahrende Einzelunternehmer können heute von ihrem Erwerb standesgemäß leben, geschweige denn eine Familie ernähren. Selbst bei mittleren und größeren Mehrwagenbetrieben geht die Rechnung lange nicht mehr auf; jedenfalls nicht gesetzeskonform.
Während Anstellungsverhältnisse in Vollzeit flächig vermieden oder mit Dumpinglöhnen unter 5 Euro abgespeist werden, flüchten sich angestellte Beschäftigte in die Obhut des Sozialstaates und versuchen durch Aufstockung ihren regulären Lohn aufzubessern.
Mehrwagenbetriebe müssen zu noch ganz anderen Mitteln greifen und gehen dabei einen Pakt mit dem Teufel ein. Mit dem Kopf in der Schlinge und einem Bein im Gefängnis stehen sie ebenfalls am Abgrund. Und alle Jahre wieder trifft es einen von ihnen (und auch mal ganz spektakulär), so wie vor einigen Jahren einen älteren Großunternehmer aus dem Bremer Osten, dem seine exotische Liechtensteiner Zucht-Tanne im Garten auf den Kopf fiel - kurz vor dem wohlverdienten Ruhestand.
Was ist hier los, könnte sich der unbedarfte Leser fragen. Ganz einfach: Das Gewerbe ist schlichtweg voll gegen die Wand gefahren und hat es zum Teil selber noch nicht bemerkt! So wie es auch unser Monopolist im Bremer Taxengewerbe mit 85 Prozent Marktabdeckung scheinbar immer noch nicht bemerkt haben will.
Statt sich dem ganzheitlichen Markt der individuellen Beförderungs- wünsche zu stellen und alles daran zu setzten, um auf der Gegenseite eine effiziente Nachfrageabdeckung bereit zu halten, die mit einem funktionierenden und gesetzes- konformen Geschäftsmodell aufwartet, wird mit altem dogmatischen und zum Teil völlig absurden Aktionismus gekontert.
Statt sich dem zur Zeit völlig neu erfindenden Mobilitätsbewußtsein der Nachfrager zu öffnen und mit intelligenten und angepaßten Maßnahmen darauf zu reagieren, herrscht die völlige in sich gekehrte Regression eines scheinbar überforderten Marktteilnehmer vor, der nicht mehr kann, als das krude Geschäftsmodell seiner Großbetriebe zu verteidigen. Es lebe der Kampf gegen das Fiskaltaxameter!
Stattdessen wird die Schuld für das eigene Versagen beim kleinsten Rad im Getriebe gesucht, nämlich beim angestellten Fahrpersonal. SIE sollten durch eine dümmliche zentraleninterne Zwangsschulung (mit Einnahmen im sechsstelligen Bereich für die Zentrale bei ganz geringen Kosten) fit gemacht werden für die Zukunft.
SIE sollen drangsaliert und mit Funksperren bestraft werden für Pseudovergehen, wie die Weitergabe von Funkaufträgen bei plötzlichen Zusteigern am Taxenplatz, auch wenn hinter ihnen noch weitere 20 Taxen auf Funkaufträge warten. Dabei sind gerade SIE die Leidtragenden der jahrzehntelang verfehlten Gewerbepolitik von untätigen Großzentralen, regionalen Proforma-Gewerbevertretungen und Schieß-mich-tot-Bundesverbänden.
Na ja, vielleicht hatten die Herrn aus Vorstand Taxi-Ruf und Fachver- einigung wenigstens einen schönen Abend beim wichtigen Gewerbe- treffen, dem sog. “Glückstädter Kreis“.
Wie es aktuell um den desolaten Zustand des Bremer Taxengewerbes und einer großen Taxenzentrale mit 470 angeschlossenen Funkteil- nehmern in einer mittelgroßen Stadt mit 570.000 Einwohnern steht, ist der kleinen Fotostrecke zu entnehmen.
Dem kundigen Leser muß nichts mehr hinzugefügt oder erklärt werden, außer das zu dieser Zeit 50 Taxen im Funksystem eingebucht waren und auf Taxenplätzen standen und mindestens weitere 30 Taxen auf Einsteigerplätzen vergeblich auf Kunden lauerten.
Glück auf!
Insgesamt erinnert die Gewerbepolitik der verantwortlichen
Auguren sehr der Fänchen-Schwenker im Video unten: