Taxifahrer Marco Bark (Foto: Christina Kuhaupt)
In der Diskussion über die mögliche Abschaffung des Frauen-Nachttaxis melden sich nun die Taxifahrer zu Wort. Der Vorstand der Interessengemeinschaft Bremer Taxifahrer, Marco Bark, kann nicht verstehen, dass die Taxiunternehmer diese Einrichtung abschaffen wollen. Nach seinen Worten handelt es sich um ein „Erfolgsmodell“.
„Kein Taxifahrer, der in der Nacht fährt, würde sagen, dass dieses Angebot nicht genutzt wird. Nach meiner Schätzung machen die Touren zum Frauen-Nachttarif 25 bis 30 Prozent der Nachtfahrten aus.“ Wie berichtet, beabsichtigt das Taxi-Gewerbe, die vergünstigte Leistung nicht mehr anzubieten, da sich die Nachfrage deutlich verringert haben soll.
Seit mehr als zwanzig Jahren steht Frauen und Mädchen in Bremen das Frauen-Nachttaxi als Möglichkeit zur Verfügung, in der Zeit zwischen 18 und 6 Uhr sicher nach Hause zu kommen. Dazu können sie über die Taxi-Zentrale einen Wagen anfordern, mit dem die Fahrt dann bis zu 30 Prozent weniger kostet als im herkömmlichen Taxi-Tarif.
Künftig soll es dies nicht mehr geben. Zu wenig genutzt, zu kompliziert, lautet der Vorwurf der Kritiker, da das Frauen-Nachttaxi ja erst über den Taxi-Ruf bestellt werden muss. Taxifahrer Marco Bark widerspricht: „In der Realität kommen die Frauen einfach zum Taxiplatz und fragen, ob sie zum Nachttarif fahren können. Der Fahrer sagt Ja, und die Fahrt geht los.“
Auf diese Weise habe der Fahrer zwar weniger Einnahmen als nach einer Fahrt zum Normaltarif. „Aber er macht immerhin eine Tour, die er sonst nicht bekommen würde.“ Zudem machten viele Stammkundinnen die Fahrt direkt mit ihren Fahrern per Handy aus. Diese Einsätze zum Nachttarif tauchten somit in den Statistiken des Taxi-Rufs gar nicht auf.
Geplante Fahrpreiserhöhung
Bark hielte eine Abschaffung des Billigtarifs daher für fatal: „Ich schätze, dass 50 Prozent der Kundinnen sagen, dass ihnen Taxifahren dann zu teuer wird.“ Immerhin hätten sie nicht nur den Wegfall der Vergünstigung durch den Nachttarif zu verkraften, sondern auch noch eine geplante Fahrpreiserhöhung um 5,5 Prozent.
Nach der Berichterstattung über die drohende Abschaffung des Frauen-Nachttaxis regte sich auch in den Fraktionen der Bremischen Bürgerschaft Kritik. Aus Reihen von SPD und CDU kam die Empfehlung, vor einer Abschaffung doch zunächst über eine Reform des Nachttaxi-Modells nachzudenken, die Linke wiederum sprach von einem „inakzeptablen frauenpolitischen Rückschritt“.
Die Grünen zeigten sich „enttäuscht“ und sehen auch in dem geplanten Kurzstreckentarif, dem sogenannten Winke-Tarif, keinen geeigneten Ersatz für das Frauen-Nachttaxi. Der Winke-Tarif soll nach Vorstellungen des Taxigewerbes das Taxifahren attraktiver machen.
Winke-Tarif könnte bereits ab Oktober genutzt werden
Eine Fahrt mit dem Taxi bis drei Kilometer soll dann pauschal sieben Euro kosten, wenn der Wagen vom Kunden aus dem fließenden Verkehr herangeholt wird. Die Verkehrsdeputation könnte noch im Sommer über die Einführung dieses Modells entscheiden. Stimmt sie zu, könnte der Tarif ab Oktober dieses Jahres genutzt werden.
Während die FDP applaudiert, hält Interessenvertreter Bark nichts von der Idee: „Taxifahren muss einfach sein: Einsteigen, Knopf drücken, losfahren.“ Die Verbesserung durch den Winke-Tarif, der dem Fahrer während einer Leerfahrt vielleicht doch noch einen an der Straße stehenden Kunden mehr beschert, mag er nicht sehen: Anzuhalten, wenn jemand winkt, gehöre zum Geschäft, das sei nichts Neues.
Durch den Pauschaltarif werde es aber endlose Diskussionen über die Frage geben, wo denn die Grenze von drei Kilometern erreicht sei. Außerdem wollten die Leute dann auch am Taxistand den Winke-Tarif haben. Dort müsse man ihnen dann erklären, dass sie den nur an der Straße bekommen.
Empfehlung: Günstiger werden
„Es verkompliziert die Sache“, sagt Bark, der in der Interessengemeinschaft Bremer Taxifahrer nach eigenen Angaben etwa 250 Mitglieder beherbergt. Bark wittert in dem neuen Tarifmodell vielmehr den Versuch, die generelle Preiserhöhung zu vertuschen. Eine solche Preiserhöhung bleibe am Ende aber immer an den Fahrern hängen.
Die Steigerung um rund 15 Prozent vor gut zwei Jahren habe die Branche in Bremen richtig gespürt, schildert Bark. „Als Resultat hatten wir 15 Prozent weniger Kunden. In dem Maße, in dem du erhöhst, fahren die Leute weniger Taxi.“ Seine Empfehlung: Günstiger werden.