Am Montag, den 10.06. wird die Generalversammlung des TR fortgesetzt. Mit Spannung wird der Bericht der Untersuchungskommission zu den mutmaßlichen finanziellen Unregelmäßigkeiten, zu überhöhten Bezügen der Führungsriege und ineffizienten Mitteleinsatz erwartet. Turnusgemäß ist der Posten des ersten Vorsitzenden zu besetzen. Aber auch die Kontrollfunktion des Aufsichtsrats wird wahrscheinlich hinterfragt.
Nach längerer Abwägung treten wir nunmehr offen für eine Abwahl von Fred Buchholz als ersten Vorsitzenden ein.
Wir möchten gleichzeitig darauf beharren, dass es für ein Neuanfang mehr als nur eine Personalentscheidung braucht. Unsere Position ist auf einem Flugblatt gut zusammengefasst. Wir verteilen es am 10.06. vor der Munte und veröffentlichen es vorab auf unserer Webseite voraussichtlich am 08.06.
Eine ergänzende Begründung, die auch als Aufruf zur Teilhabe verstanden werden darf, sind auf dieser Sonderseite Informationen für alle Bremer Taxiunternehmer unten angefügt. Sie ist auch an ausgewählte Unternehmer per Post verschickt worden.
Es geht um die Zukunft des Taxigewerbes!
Wir uns wieder vor dem Hotel Munte treffen, präsent sein, Rede und Antwort stehen, und eben Flugblätter verteilen. Wer Lust hat, und uns Unterstützen möchte, kann sich dort am 10.06. zwischen 11:15 und 11:30 einfinden.
Liebe Kollegen,
gleich, welchen Standpunkt Ihr in dem polarisierten Jahr 2012 eingenommen habt: Die Mitgliederversammlung am 10.06. ist von entscheidender Bedeutung.
Bevor Ihr am Montag über die Zukunft des Taxigewerbes mitentscheidet, sofern Ihr stimmberechtigt seid, sollte man Euch reinen Wein einschenken. Es gibt nämlich Infor-mationen, die für alle Taxiunternehmen wichtig sind, ob Ihr stimmberechtigte Mitglieder seid oder „nur“ zahlende Zaungäste. Die Führung unseres Vereins Taxi-Ruf e.V. hat ihr Informationsmonopol bislang dazu genutzt, gewisse Tatsachen in falschem Licht darzustellen oder zu verschweigen – zum Nachteil der Taxiunternehmer und zum Nachteil angestellter Fahrer. Vorweggenommen möchten wir Euch aber auch in diesem Brief unseren Respekt aussprechen!
Fred Buchholz begann die -später abgebrochene- Generalversammlung am 22.04. wie gewohnt mit der langatmigen Darstellung einer angeblich rosigen Lage im Gewerbe in Bremen. Auf die vielen Einzelheiten seiner Darstellung gehen wir nicht weiter ein, denn wir wissen alle, wie es in Wirklichkeit aussieht. Er verwandte, wie immer, noch mehr Zeit darauf, seine eigene Leistung als Erfolgsgeschichte darzustellen.
Unternehmer wie auch Fahrer sehen das bekanntermaßen anders. Unser Gewerbe steht nicht nur vor den großen Herausforderungen „Mindestlohn“ und „Fiskaltaxameter“. Zusätzlich hält der Umsatzverfall weiter an, es werden immer weniger Touren über unsere vereinseigene Zentrale vermittelt (nach deren eigenen Angaben nur noch durchschnittlich drei Fahraufträge pro Taxi und Schicht). Immer mehr Fahrer arbeiten für Dumpinglöhne, Firmen gehen pleite. Wusstet Ihr z.B. auch, dass der Bundesfinanzhof jüngst endgültig urteilte, dass eine Taxizentrale ihre Daten auch dem Zoll und den Sozi-albehörden zur Verfügung stellen muss?
Wenn man also festgestellt hat, dass es – und welche- Probleme oder Herausforderun-gen gibt, so muss man im zweiten Schritt analysieren, wo die Ursachen dafür liegen. Im dritten Schritt folgt dann die Entwicklung von Lösungen, und schließlich ist das in bundesdeutschen Vereinen normalerweise ein demokratischer Prozess.
Was aber tun, wenn es erst gar nicht zum ersten Schritt kommt, weil die Verantwortlichen ans Rednerpult treten und die Probleme ableugnen oder verschweigen? Was tun, wenn demokratische Möglichkeiten begrenzt werden? Dann ist die Ursachen- und Lösungssuche verbaut, und grundsätzliche Änderungen müssen herbeigeführt werden. Genau das ist beim Taxi-Ruf Bremen e.V. jetzt der Fall.
Zunächst muss das Ableugnen der Probleme aufhören. Fred Buchholz brauchte jedoch auf der Generalversammlung viel Zeit dafür, mit unnachahmlicher Unsachlichkeit ein besonders schauriges Bild der IG zu zeichnen. Er entschied sich mit seinem Verdrängen und seiner Desinformation dafür, Teil des Problems zu bleiben und erschwerte ein gemeinsames Arbeiten an den anstehenden Problemen damit deutlich.
Erleichtert, erfreut und überrascht stellten wir fest, dass aus dem Kreise des sich abschottenden Vereins selber endlich jemand mal den Mut hatte, nämlich der Revisor, auch andere offenbare Schwachpunkte in dem Führungsstil anzusprechen. Er wurde von den Anwesenden der Generalversammlung unterstützt. Dafür zollen wir Euch allen ehrlichen Respekt!
Die wichtigste Frage wird am Montag sein, ob der Vorstand im zweiten Versuch entlastet werden kann, und was mit eurem, mit unserem, Geld in der Jakobistraße passiert ist. Bei der Untersuchung der finanziellen Unregelmäßigkeiten der Vereinsführung sind Fragen zu „Leichen im Keller“ oder „Altlasten“ aufgetaucht und auf ihre Beantwortung warten nicht nur die stimmberechtigten Mitglieder. Auch die zahlenden „Vertragspartner“ und die Fahrer, die das Geld für ihre Chefs einfahren müssen, haben natürlich ein Interesse daran. Gleiches gilt für die Höhe der Vorstandsbezüge, welche man sich selbst genehmigte, sowie die Rolle des Aufsichtsrates dabei. Der gesamten Führungsriege wird am nächsten Montag ein zweites mal die Gelegenheit gegeben werden, sich dazu entlastend zu äußern und Zweifel auszuräumen. Es wird also auch die gesamte Leistung der Führungsriege von den stimmberechtigten Mitgliedern beurteilt werden müssen, und schlussendlich sind personelle Entscheidungen von Euch zu treffen.
Die IG begrüßt auch, dass sich kritische Taxihalter unabhängig von der IG mehrmals getroffen haben. Wir haben daher auch noch die Zuversicht, dass die Bremer Taxler auch die Kraft finden werden, sich selbst und ihren Verein wieder aus der Krise zu führen. Ebenso muss die undemokratische Struktur angesprochen werden, welche mit ei-nem leicht fremdenfeindlichen Geschmäckle vorangetrieben wurde.
Um weitere Informationsdefizite auszugleichen: Man legte Euch bisher fortwährend Dinge zur Abstimmung vor, über die Ihr nicht, nicht ausreichend oder falsch informiert wurdet. Es sollte z.B. über eine Betriebsordnung abgestimmt werden, die grobe rechtliche Mängel enthält. Das war dem Vorstand des TR bekannt. Der Datenschutz hatte bereits die Punkte mehrfach kritisiert. Unabhängig von dem Ergebnis hat man Euch ei-ne Betriebsordnung vorgelegt, die schlicht nicht abstimmungsreif war.
Das Gleiche gilt für die im Eilverfahren durchgepeitschte Abstimmung über „Sanktionen“ der Fahrer. Die Rechtslage ist hinlänglich bekannt und uns liegt auch ein Rechtsgutachten vor. Derlei Sanktionen sind nicht rechtmäßig. Wir haben vielfach versucht, Vorstand und Aufsichtsrat des TR auf dem Verhandlungsweg zu einem Umdenken zu bewegen und Handlungsalternativen bei unrechtmäßig abgelehnten Fahrten mit uns zu erarbeiten.
Die Führung eures Vereins hat alle Vorschläge fortgesetzt unbegründet ignoriert! Anstatt Euch nun wenigstens andere mögliche Positionen darzulegen, wird Euch der Um-satzkiller als Allheilmittel verkauft und treibt Euch mit eurem Verein in den nächsten aussichtslosen und vermeidbaren Rechtsstreit. Was sonst aber, wenn nicht klagen, sollten Unternehmer und Fahrer nach fruchtlosen Bitten, Hinweisen und Vorschlägen machen, wenn sie nicht auf ihr Recht und ihren Umsatz verzichten wollen? Unverständlich ist uns, warum die Unternehmer für einen roten Bildschirm und sinnlose Leerkilometer freiwillig Beiträge zahlen möchten.
Anstatt das GPS-System erst rechtskonform auszuarbeiten und dann anzubieten, wurde mit haltlosen Gestattungsverträgen und später mit der Betriebsordnung rumgestümpert wissentlich hoch gepokert – und verloren. Anstatt erstmal jemanden zu Fragen, der sich damit auskennt. Und anstatt das System gleich mit zwei SIM-Karten zu verteiben, lässt man die Taxiunternehmer und -fahrer bei Ausfällen des ersatzlosen Systems dumm in die Röhre gucken. Aus technischer Sicht hat die Vereinsführung dort kaum noch etwas unter Kontrolle.
Die Zentrale wurde zum Call-Center umfunktioniert. Als wenn irgendjemand größere Gewinnmargen vernünftigerweise auf diesem Niedriglohnsektor hätte erwarten können: Die Zentrale ist für Kunden und Fahrer zunehmend schlecht erreichbar oder überlastet. Der Gewinn aus Dienstleistungen für Cambio etc. ist erwartungsgemäß zu vernachläs-sigen.
Die Schuld dafür liegt auch nicht bei dem bösen MyTaxi. Der Bremer Taxi-Ruf und der BZP hätte heute deutschlandweit Marktführer auf dem Marktsegment sein können. Das Geschäft überließen wir aber den anderen. Das heute millionenschwere Unternehmen aus Hamburg hatte seine Idee für eine Zusammenarbeit dem BZP angeboten. Der damalige Präsident lehnte lächelnd ab: „Wer bestellt schon über Smart-Phone?“ sollen seine Worte gewesen sein. Der Präsident hieß damals übrigens Fred Buchholz.
Seine nachträglich doch beauftragte Alternativlösung „Die App“ o.ä. war übrigens nicht wie dargestellt Testsieger einer „führenden Tageszeitung“, sondern lediglich von einer kleinen Hamburger Boulevard-Zeitung erwähnt. Die Bremer App fristet weiterhin ein Nischendasein mit kümmerlicher Werbung, während sich MyTaxi zum europaweiten Standard entwickelt.
Desinformationen ziehen sich wie ein roter Faden auch durch andere angesprochenen Themen, z.B. „Fremdwerbungsverbot“ für diese erfolgreiche App und andere Wettbewerbsbeschränkende Maßnahmen. Während euer Vorstand Euch solche Verbote be-schließen lässt, sind sie bereits schon seit längerem gerichtlich als unzulässig erklärt worden.
Von peinlichen Pippi-Pausen-Verbot und vermurksten Schulungen mal abgesehen: Der satzungsgemäße Zweck des Vereins ist in erster Linie die Vermittlung von Fahraufträgen an Mitglieder, nicht mehr und nicht weniger. Fred Buchholz brüstet sich mit einem Umsatz von 2,5 Millionen Euro – für die Vermittlungsstelle. Demgegenüber teilen sich laut Ingo Heuermann ca. 470 Taxis nur noch 1,03 Millionen vermittelte Fahrten. Pro Ta-xi sind das knapp 2.200 Fahrten im Jahr, bei etwa 4.500 € Funkbeitrag netto – deutlich über 2 € pro Tour.
Als wenn es sich um einen Konzern handeln würde, halten einige wenige Begünstigte im System mit solchen Darstellungen ihre persönlichen „Aktien“ hoch, die sich in Form von monatlichen Bezügen auszahlen. Um den wirklichen Erfolg der TR-Führung zu beurteilen, stehen z.B. die Zahlen der Bremer Hansa Funktaxi zum Vergleich. Sie vermit-telten in den 80ern und 90ern ca. 500.000 Fahrten an 70 Taxen jährlich. Obwohl die Kunden übernommen wurden, sank die Anzahl der vermittelten Touren pro Taxe auf 30 %.
Es gibt immer mehr als nur eine Sichtweise – und dieses Jahr ist die Generalversammlung wichtiger denn je. Vielleicht werden wir wieder für diesen Brief beschimpft. Die Wahrheit ist selten bequem. Wenn es aber am Ende der Wahrheitsfindung und Weiter-entwicklung dient, war es uns das wirklich wert.
Die anstehenden Entscheidungen verlangen eine gründliche Prüfung der Fakten, und keine langatmige Selbstbeweihräucherung. Die Probleme sind mit entsprechend kompetenten Personen lösbar!
In diesem Sinne wünschen wir Euch ein weiteres Mal: viel Erfolg!
Mit kollegialem Gruß
die IG Bremer Taxifahrer