- Offener Brief -
An den
Vorstand des Taxi-Ruf Bremen 14 0 14
Jakobistraße 20
28195 Bremen
08.10.2012
Sehr geehrte Kollegen vom Vorstand des Taxi-Ruf,
sehr überrascht mußte die IG feststellen, zu welcher Innovationsleistung Ihr fähig seid.
Da wird doch plötzlich ein neues Konzept der Fahrer-Information aus dem Hut gezaubert und,
zumindest bei einem Kunden (oder sind es inzwischen schon mehr?), erprobt.
Dieses neuartige Verfahren stellt wahrlich eine Erleichterung dar. Vorbei die Zeit der Ungewißheit
und des Bangens. Ganze Generationen von TaxifahrerInnen lebten in der ständigen Furcht, sich
bei der Annahme eines Fahrauftrages womöglich falsch entschieden zu haben. Das ist nun, dem
Vorstand sei Dank, vorbei. Jetzt kann jede(r) Fahrer(in) sofort die richtige Entscheidung treffen.
Da macht die Arbeit doch gleich vielmehr Spaß, wenn man vor der angenommenen Tour erfährt,
dass man die Möglichkeit bekommt, sich bei Bedarf eine Auszeit von der Funkvermittlung
nehmen zu können. Und die ganz Verwegenen schließen schon Wetten ab, wer die meisten
Pausen machen kann. Gerade im hektischen Wochenendgeschäft kommt man damit auch mal
zum Luftholen.
Die Fahrgäste freuen sich auch, können sie doch wegen der sich ergebenden längeren Warte-zeiten noch ein leckeres Getränk konsumieren. Und die Gastronomen haben auch nichts
Besseres zu tun, als die ausbleibenden Taxen zu reklamieren. Ganz zu schweigen von den
KollegInnen der Zentrale, die ständig die nicht bedienten Fahraufträge neu vermitteln dürfen.
Dadurch prägt sich das Geschriebene viel besser ein und bei künftigen Bestellungen reicht schon die kurze Erwähnung „Bootshaus“ aus, um dem Annehmer ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern.
Die Daten dieses Kunden kann er bereits im Schlaf herbeten respektive ins System eingeben.
Ach, wären doch alle Bestellungen so einfach. Und so sind alle glücklich und zufrieden.
Oder vielleicht doch nicht? Haben wir da möglicherweise etwas falsch verstanden? Könnte es
sein, dass die vermeintliche Chance auf eine Pause doch eine ernstgemeinte Drohung darstellen
soll?
Aber nein, Ihr habt doch nach intensiver Überzeugungsarbeit der IG gelernt, dass ein freundlicher
und kollegialer Umgang mit dem Fahrpersonal auf Augenhöhe die beste Motivation für die Annahme und Ausführung von Fahraufträgen ist. Da werdet Ihr doch nicht plötzlich in feudalistische
Verhaltensweisen zurückgefallen sein. Mit Einschüchterung in Form von Sanktionsandrohungen
ungewissen Ausmaßes. Nein, das kann nicht sein. Das ist bestimmt ein Mißverständnis. Dieser
Text ist sicher nur versehentlich in diese Kundenbestellung hineingerutscht. Ihr würdet doch nicht
ernsthaft die wiedergewonnene Freundschaft und das gute Klima zwischen uns belasten wollen,
nicht wahr ?
Also, wir gehen jedenfalls davon aus, dass künftige Bestellungen dieses gewissen Kunden (und
ggf. auch anderer Kunden) ohne die zusätzliche Androhung einer Sperre vermittelt werden.
Das seht Ihr doch sicher genauso, oder?
Mit freundlichen Grüßen
IG Bremer Taxifahrer
Der Vorstand